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aktualisiert am 17. April 2024

ISBN 9783843928953

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978-3-8439-2895-3, Reihe Literaturwissenschaften

Heiko Stullich
Der ungebetene Gast: Figur und Figurationen des Parasiten

168 Seiten, Dissertation Ruhr-Universität Bochum (2015), Softcover, A5

Zusammenfassung / Abstract

Die hier vorliegenden Kapitel können leider nur einen kleinen Ausschnitt aus der Geschichte der Figur des Parasiten zeigen, spätestens ab dem 19. Jahrhundert nimmt ihre Popularität dermaßen zu, dass sie fast universell eingesetzt wird und die Beispiele zu zahlreich sind, um sie aufzulisten.

Dazu war es zunächst einmal wichtig, theoretische Vorannahmen und methodische Fragen vorab zu klären. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der zwischen der Beschaffenheit von Wissen und den Formen der Darstellung, das jenes bedarf, um sich überhaupt konstituieren zu können, auch fernab erstmal von der Frage nach der Geltung des Wissens. Die symbolischen und erzählerischen Formen nehmen einen gewichtigen Anteil daran das zu formen, was sich zuletzt etwa als wissenschaftliches Wissen am Ende präsentieren kann. Hier stellt sich auch die Frage nach der Interaktion eines solchen Wissens mit anderen Formen gesellschaftlicher Kommunikation oder anderer Schreibweisen, die sich auf diese Weise gegenseitig durchdringen. Dabei ist weniger die Frage nach Unterscheidungen wie etwa Fiktion und Nicht-Fiktion entscheidend, als vielmehr die Analyse bestimmter Formationen, die ein gemeinsames Feld der Rede ergeben. So ist die Figur ein solches Element, um das sich solche Diskurse gruppieren können, da sie verschiedene Dynamiken in sich versammelt und leichter kommunizier- und vermittelbar macht – also Komplexität reduzieren kann.

Um diese Figur des Parasiten zu verstehen war es wichtig, auf den Ursprung des Begriffs und ihrer Transformation in eine Stammfigur der antiken Komödie zu geben.

Zentral für das Verständnis des Parasitendiskurses und die abwertende Haltung gegenüber der Figur ist das Verhältnis zur Arbeit. Arbeit war in der Antike im Gegensatz zur Moderne keine herausragende Stellung, sondern im Gegenteil.

Auch das vermehrte Interesse an Devianzen und Störfällen und den kulturellen oder gesellschaftlichen Formen des Umgangs und der Regulation ebensolcher ist diesem Interesse zuzuschreiben und bezieht sich oftmals auf die Figur des Parasiten.

Damit schließt sich der Kreis von Biologie und Kulturtheorie wieder. Oder vielleicht passender beschrieben, kommt es so zu einer neuen Schleife des Möbiusbands einer gegneseitigen Befruchtung der zwei Seiten der Grenze von Kultur und Natur, die in der Figur aufeinandertreffen. Wie an der Figur des Parasiten illustriert wird, stehen sich diese Seiten keineswegs so eindeutig gegenüber, sondern bleiben trotz aller Anstrengungen sie festzustellen doch voneinander abhängig und begründen ein kompliziertes Verhältnis der gegenseitigen Beobachtung. Damit wird auch die vermeintliche Gegenüberstlelung zweifelhaft, Kultur ist immer auch Natur und Natur auch immer Kultur, insofern sie überhaupt wahrnehm- und beschreibbar sein soll.