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aktualisiert am 29. Oktober 2024
978-3-8439-2352-1, Reihe Sozialwissenschaften
Barbara Brutscher Zwischen Sein und Fiktion - Ernst Jüngers utopische Wege in Auf den Marmorklippen, Heliopolis, Gläsernen Bienen und Eumeswil
391 Seiten, Dissertation Universität Leipzig (2015), Hardcover, A5
Die öffentliche Wahrnehmung des Schriftstellers Ernst Jünger (1895-1998) beschränkt sich weitgehend auf die des Kriegsverherrlichers, des Antidemokraten, des Totengräbers der Weimarer Republik und des ideologischen Mitverantwortlichen für den Aufstieg des NS-Terrors. Doch dieses Bild ist stark stigmatisiert und spätestens seit 1945 obliegt es wiederkehrenden Wellen der Politisierung. Eine wertneutrale Annäherung an Jüngers Denken, das sich in den 1930er Jahre wandelt, scheint mehrheitlich nicht möglich oder nicht gewollt. Aufgrund dessen fungiert Jünger in der Bundesrepublik zeitlebens als Spiegel des deutschen Gewissens, erscheint als Personifizierung der unverarbeiteten NS-Vergangenheit und wird dadurch immer wieder zum sogenannten 'Fall' stilisiert, an dem sich schließlich die verschiedensten Geister aller politischer Couleur abarbeiten.
Diese Arbeit versucht sich von solchen verkürzten Sichtweisen zu lösen und wagt eine andere Perspektive auf den Autor, indem sie sich seinem utopischen Schreiben widmet. Viermal in seinem Leben wendet sich der umstrittene Autor dem Genre der Utopie zu. Inhaltlich analysiert er darin die gegenwärtige gesellschaftspolitische Situation und warnt vor Fehlentwicklungen, wie vor dem Aufstieg totalitärer und technokratischer Staaten, dem fortschreitenden Rationalisierungsprozess, der Zerstörung der Natur und der Selbstzerstörung des Menschen durch den Missbrauch nuklearer Waffen. Davon ausgehend entwirft er schließlich seine konservative Vision von morgen, von der Zukunft im 21. Jahrhundert. Insgesamt dient ihm dabei das utopische Schreiben als Katalysator, um auf generelle Fehlentwicklungen hinzuweisen, aber auch um ganz persönliche Erfahrungen zu verarbeiten.