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aktualisiert am 02. Oktober 2024
978-3-8439-0561-9, Reihe Kunstgeschichte
Bianca Berding Der Kunsthandel in Berlin für moderne angewandte Kunst von 1897 bis 1914
576 Seiten, Dissertation Freie Universität Berlin (2012), Hardcover, B5
Am 01.10.1897 gründeten der Innenarchitekt Martin Keller und Carl R. Reiner in Berlin den gleichnamigen Kunstsalon Keller & Reiner. Der Kunstsalon war das erste Unternehmen in Berlin, das sich ab Gründung neben der freien Kunst auf die Ausstellung und den Verkauf moderner angewandter Kunst im Jugendstil spezialisierte. Das innovative Angebot des Salons belegt einen grundlegenden Wandel innerhalb des Berliner Kunstmarktes: Moderner angewandter Kunst wurde erstmals der gleiche Stellenwert eingeräumt wie den freien Künsten und es etablierte sich für diese Erzeugnisse ein eigenständiges, neues Handelssegment.
In den Folgejahren nach der Gründung von Keller & Reiner in 1897 entwickelte sich in Berlin innerhalb kürzester Zeit ein stark florierender Kunsthandel für moderne angewandte Kunst. Insbesondere während des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts ist für Berlin ein prosperierender, vitaler und hochqualitativer Handel mit zeitgenössischem Kunstgewerbe festzustellen. Ein hochspezialisierter Fachhandel war entstanden. Aus ganz Deutschland eröffneten Unternehmen, die mit diesen Erzeugnissen handelten, Niederlassungen in der Reichshauptstadt.
Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges in 1914 expandierte der Berliner Kunsthandel für moderne angewandte Kunst derart, dass die Stadt schließlich für ganz Deutschland eine dominierende Position für das Kunstgewerbe, insbesondere auch mit Produkten von deutschen Künstlern, einnahm. Der überwiegende Teil der Künstler, die auf dem Berliner Markt vertreten waren, stammten aus den Zentren der modernen kunstgewerblichen Reformbestrebungen München und Darmstadt. Die anhaltende Zuwanderung kreativer Kräfte führte dazu, dass Berlin in der Blütezeit über das vermutlich deutschlandweit größte Angebot moderner angewandter Kunst verfügte und sich dank der exklusiven Geschäfte, die mit innovativen Methoden hochwertige kunstgewerbliche Erzeugnisse auf den Markt brachten, als wichtiges deutsches Präsentations- und Absatzzentrum für moderne angewandte Kunst profilierte.